Birnen für Kärntner Köstlichkeiten
complete Magazin 11/22
Weder schön noch hip, ist die alte Obstsorte Kletzenbirne am Verschwinden. Doch ein Biobauer im Gailtal bringt das Dörrobst gemeinsam mit der Initiative Slow Food wieder auf die Teller – und zwei Rezepte hier gleich dazu.
„Kletzen sind einfach saugut!“ Leopold Feichtinger hat ein Herz für Rares. Auf den Streuobstwiesen seines Biohofs oberhalb von Hermagor stehen sieben alte Kletzenbirnbäume. Zwischen ihnen weiden Krainer Steinschafe, ähnlich wie die Kletzenbirne als alte Rasse vom Aussterben bedroht. Der Biologe betreibt mit seiner Frau Ulrike Petschacher eine kleine Landwirtschaft im Gailtal. „Oben Obst, unten Schaf!“ Gemeinsam nehmen sie sich regionaler Kulturgüter an.
Von 850 Kilo frischen Früchten bleiben nach dem Dörren nur etwa hundert Kilo Kletzen. „Viel Arbeit nur wenig Ertrag.“ Mit Olivennetzen, von September bis Oktober unter den Bäumen ausgelegt, wird geerntet. „Die Kletzenbirnen kann man nicht pflücken. Da musst du warten, bis sie vom Baum runterkommt.“ Danach wird von Hand verlesen und in der selbst gebauten Dörranlage getrocknet. „Und im November wird gebacken!“
Bei seiner Mission für die kleine, schrumpelige Birne bekommt Leopold Unterstützung von der Initiative „Slow Food“. Sie will besondere regionale Spezialitäten als Kulturgut bewahren. „In jedem Wirtshaus der Region kriegst du Kletzennudeln, aber heimische Kletzen nirgends mehr.“ Noch vor siebzig Jahren war die kleine Birne ein wichtiger Teil der bäuerlichen Selbstversorgung. Neben Honig dienten Kletzen als Zuckerquelle und Vitaminlieferant im Winter. „Die Dörrbirne wurde früher zu Mehl für Kuchen und Süßspeisen gemahlen.“ Dann verschwanden die Kletzenbirnbäume allmählich. Das Holz der mächtigen Hochstämme ist schneller zu Geld zu machen als ihre kleinen Früchte.
„Sind die Bäume weg, sind die Sorten weg.“ Von 37 Millionen Streuobstbäumen, die es noch vor sechzig Jahren gab, stehen österreichweit nur mehr 4,5 Millionen. Gemeinsam mit Philipp Bodner, Absolvent der Universität für Bodenkultur Wien und Betreiber einer Baumschule, arbeitet Leopold Feichtinger daran, den alten Birnbaumbestand im Gailtal zu erhalten. „Wenn die Früchte wieder geerntet und verarbeitet werden, dürfen auch die Bäume stehen bleiben.“ Bodner hat im Rahmen seiner Diplomarbeit 140 Bäume bestimmt und kartiert, manche bis zu 300 Jahre alt. Von den zwanzig verschiedenen Sorten schneidet er Edelreiser und vermehrt sie in seiner Baumschule „Fruchttrieb“. „Jetzt sind die selten gewordenen alten Sorten gesichert und können sogar neu gepflanzt werden.“
Rezepte für Kärntner Kletzennudeln und Kletzenbrot
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TIPPS
Echt Kraß Biohof
Kraß 2, 9620 Hermagor, T: +43 (0)699 10 77 87 46, echtkrass.at
Am Bauernmarkt in Hermagor verkaufen Leopold und Ulrike neben Säften, Most und Hochprozentigem im Herbst frisch gedörrte Kletzen, selbst gemachtes Kletzenbrot und eine Interpretation der norwegischen „Kanelboller“ mit Kletzen, Zimt und Nüssen.
Baumschule Fruchttrieb
Kreuth 11, 9640 Kötschach-Mauthen, T: +43 (0)664 75 04 15 06, www.fruchttrieb.at
Ab Herbst steht in der Baumschule von Philipp Bodner erstmals die Kletzenbirne als Jungbaum für den eigenen Garten zum Verkauf.
Edelgreissler Herwig Ertl
Kötschach 19, 9640 Kötschach-Mauthen, T: +43 (0 4715 246, www.herwig-ertl.at
In seiner Edelgreißlerei verkauft Herwig Ertl Birnensaft aus der Kletzenbirne und viele andere Slow-Food-Köstlichkeiten aus der Region.
Gasthof Grünwald
St. Daniel 17, 9635 Dellach im Gailtal, T: +43 (0)4718-677, www.gruenwald.dellach.at
Das Gasthaus der Schwestern Ingeborg und Gudrun Daberer ist ein Mekka für Kärntner-Nudel-Aficionados. Mehr als dreißig verschiedene Kärntner Nudelsorten (etwa 50.000 Stück pro Jahr!) krendeln die beiden Slow-Food-Pionierinnen. Darunter auch die Kletzennudeln mit Kletzen aus dem Gailtal.