Alpinismus im Klimawandel
complete Magazin 10/23
Wachsende Herausforderungen für Bergsteiger, auch am Piz Bernina, dem einzigen Viertausender der Schweizer Ostalpen.
Die Wetterextreme mit Starkniederschlägen, Stürmen, Unwettern, im Wechsel mit langen Trockenphasen, zahlreichen Hitzeperioden und schneearmen Wintern, nehmen stark zu und wirken sich gerade im Hochgebirge intensiv aus. Bergwege verändern sich, Berghänge geraten in Bewegung, der Permafrost und die Gletscher ziehen sich zurück, neue Gefahrenstellen entstehen. Das muss aber erst in den Köpfen vieler Menschen ankommen.
Das mussten auch wir auf unserer letzten Bergtour schmerzlich erfahren. Wir – das bin ich, Berghippie Oliver Lair und meine Frau Christine – befinden uns Mitte August auf der Besteigung auf den Piz Bernina, wo uns Bäche von Wasser auf der Gletscherzunge entgegen schießen. Nur noch blankes Eis mit Steinen und tiefen Spalten gepflastert sind vorhanden. Diese Umstände bedürfen derzeit immer wieder Anpassungen der Aufstiegsrouten. Wo sich vor wenigen Jahren noch stabile Felswände oder Gletscher befanden, existieren jetzt vielfach nur noch steile, bröselnde Felswände. Passagen, die nicht ohne Vorkenntnis überwunden werden können.
Vom Diavolezza zum Piz Bernina: unser Weg zum Gipfel
Bereits die Auffahrt mit der Diavolezza-Luftseilbahn in den bis zu 125 Personen Platz spendenden rundum verglasten Kabinen bieten atemberaubende Ausblicke über die Region um Pontresina und auf den tief liegenden smaragdgrünen See Lej da Diavolezza. Oben wartet dann das Diavolezza-Berghaus (Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit) auf knapp 3.000 m mit einer spektakulären Lage am Kammübergang und direktem Blick zur eindrucksvollen Bernina-Berggruppe. Wir entscheiden uns aufgrund der weiteren Streckenführung über den Spallagrat für eine Übernachtung auf der Marco e Rosa Hütte der legendären höchstgelegenen Schutzhütte der Ostalpen. Der Gipfelaufstieg erfolgt dann zum Sonnenaufgang am darauffolgenden Tag über den italienischen Gipfel „Spalla“ und über den berüchtigten Gipfelgrat schließlich zum Gipfel des Piz Bernina auf 4.050 m, dem König der Ostalpen.
Herausforderungen am Piz Bernina: Klimawandel spürbar
Die Auswirkungen des Klimawandels sind leider auch am Piz Bernina massiv spürbar. Permafrostböden verschwinden Stück für Stück und können Steinwände und Graten nicht mehr so gut zusammenhalten. Wir werden auf unserer Besteigung im Tagesgang beinahe im Viertelstundentakt Zeugen von Felsabbrüchen, Steinschlägen und Eislawinen, die unter ohrenbetäubendem Lärm zu Tal stürzen. Dieses Jahr kann die Situation aufgrund der Schneefälle von Mai und Juni gegenüber dem Vorjahr zwar noch etwas entschärft werden und eine Besteigung ist ohne größere Einschränkungen möglich. Aber gerade der Aufstieg über den “bröckelnden“ Fortezza-Grat ist sehr anspruchsvoll und wegen des Steinschlages mit einigen Gefahren verbunden. Ohne Helm ist im Hochgebirge dringend von einer Besteigung abzuraten und bei mangelnder Geländekenntnis sollte eine Seilsicherung durch einen erfahrenen Bergführer sichergestellt sein. In unserem Fall, werden wir äußerst fachkundig von der Bergsteigerschule Pontresina begleitet.
Wie bereits erwähnt, haben wir dieses Jahr Glück, denn ab etwa 3.500 m Höhe ist bis zum Gipfelaufbau eine stabile Schneedecke am Gletscher vorhanden. Das darf man auf Grund der klimatologischen Berechnungen aber kaum noch erwarten und die Situation im Bernina-Massiv und generell in den Alpen wird sich daher zunehmend verschlechtern. Wir können den Gipfel doch tatsächlich exakt bei Sonnenaufgang erreichen – damit werden wir für die ganzen Mühen und Gefahren mehr als entschädigt – Genuss pur und Balsam für Geist und Seele in völliger Stille.
Für all jene, die es sich zutrauen, selbst den Piz-Bernina über den Fortezza-Grat zu besteigen, habe ich eine detaillierte Tourenbeschreibung auf outdooractive.com verfasst.
Der Reiseschutz der Kreditkarte trug für uns rundherum zur Entspannung bei
Auf derartigen Besteigungen kann natürlich immer etwas schieflaufen. Daher ist eine gute Versicherung enorm wichtig. Wir haben uns für den leistungsstarken und kostengünstigen Reiseschutz mit der Kreditkarte von card complete entschieden.
- Wichtige inkludierte Leistungen im In- und Ausland:
- Reiseunfall-Versicherung
- Hubschrauber-Primär-Rettungskosten-Versicherung
- Bergungskosten-Versicherung
- Und nur im Ausland: Behandlungskosten-Versicherung bei Erkrankung/Unfall
Gerade für Bergsteiger sind diese Versicherungsleistungen sehr wesentliche und beruhigende Faktoren, die bei einem Missgeschick absichern. Speziell die Versicherung der medizinisch notwendige Primärrettung mittels Notarzthubschrauber, welche die tatsächlich aufgewendeten Kosten ersetzt ist für Bergsteiger wichtig, genauso wie die Versicherung der nachgewiesenen Kosten der Suche nach dem Versicherten einschließlich des Transportes bis zum nächstgelegenen Spital, bei Unfall, Berg- oder Wassernot! Wichtig: Voraussetzung für einen aktiven Versicherungsschutz ist die regelmäßige Verwendung der Karte (zumindest einmal innerhalb von zwei Monaten vor Schadenseintritt).
Sich informieren, Ratgeber nutzen und die Situation nicht auf die leichte Schulter nehmen!
Es ist einfach extrem wichtig sich vor einer Bergtour entsprechend zu informieren – gerade in Zeiten des Klimawandels. Verlässliche und präzise Infos leisten dabei zum Beispiel Apps von Tourenportalen, wie outdooractive.com mit praxiserprobten Routen und aktuellen Tipps, oder die Wanderführer vom Kompass-Verlag mit präzisen Landkarten und detaillierten Wegbeschreibungen, aber auch Reiseführer, wie etwa von Marco Polo liefern wertvolle Insidertipps und ermöglichen damit eine gute Basis zur Tourenplanung und einen Blick „hinter die Kulissen“ der Region. Gute Information und Hilfe leisten auch Websites von regionalen Tourismusverbänden, wie in unserem Fall von Engadin St. Moritz Tourismus. Hier wird kann unter regionalem Bezug informiert und geholfen werden. Die Planung einer Tour sollte man dann nach einer umfangreichen Recherche aber eher kurzfristig ansetzen. Eine lang angesetzte Planung basierend auf Jahreszeitenklima ist kaum noch sinnvoll, da die immer schwieriger zu prognostizierenden Witterungsverläufe eine Durchführung stark beeinflussen können und dadurch Routen auch komplett gesperrt werden können. Die Situation sollte besser laufend im Auge behalten werden und die Tour bei guten Verhältnisse dann gestartet werden.
Weltweite Veränderungen – auch wir mussten Lehren ziehen
Bei unserer Expedition in Nepal, mussten wir am Island Peak leidvoll feststellen, dass auf einer 65°-Flanke, die bis vor einem Jahr noch vollständig mit Gletschereis und Schnee bedeckt war nur noch blanke Felsen vorhanden waren. Zahlreiche Bergsteiger waren auf diese neuen Gegebenheiten nicht eingestellt, hatten die falsche Ausrüstung dabei und mussten daher umkehren.
Am Chimborazo in Ecuador etwa mussten wir nach wochenlangen, intensiven Schneefällen die Besteigung aufgrund von extremer Lawinengefahr abbrechen. Eine Fortführung der Besteigung wäre unverantwortlich gewesen. Die Vernunft musste siegen. Leider hatten fünf Bergsteiger eine Woche vor uns diese Erkenntnis nicht, gerieten unter eine Lawine und verunglückten tödlich.
TIPP
Meine Tipps für Ihre nächste Expeditionen und Bergtouren
- Unbedingt mehrere detaillierte Wetterberichte einholen bzw. Wetter-Apps vergleichen, damit eine möglichst exakte und zuverlässige Beurteilung der Situation möglich ist
- Versicherungsleistungen überprüfen und entsprechend der Gefahrenlage neue Versicherungen abschließen, eine Kreditkarte von card complete mit inkludierten Reiseschutz bietet für Bergsteiger bereits einen hervorragenden Schutz wie z.B. eine Reiseunfall-, Hubschrauber-Primär-Rettungskosten- oder Bergungskostenversicherung
- Vor der Tour über die Wegsituation erkundigen und allfällige Routenänderungen berücksichtigen – es treten auch kurzfristig Veränderungen auf! Kartenmaterial und Basisinformation zur Tour auf Aktualität prüfen, bei Bedarf aktuelle Infos einholen/ aktuelles Material besorgen und mitführen
- Auch bei vermeintlich reinen Gletscherbesteigung Ausrüstung und Sicherungsmaterial für einen alternativen Aufstieg über Felsen mitführen und umgekehrt!
- Immer ausreichend Getränke und Energienahrung mitführen – im Zweifel einen Liter auf Reserve, speziell im Sommer bei Hitze
- Müll möglichst bereits zu Hause bei der Mitnahme vermeiden, am Wegesrand liegend aufsammeln und mitnehmen, generell alles wieder mit runter nehmen was hinaufgetragen wird. Mehr zur Aktion „Saubere Berge“