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Bio-Kräuter statt Heu für Kühe

complete Magazin 10/22

Wo vor 36 Jahren noch Kühe grasten, wachsen jetzt Bio-Kräuter. Hier erzählen die Kräuterpionier:innen aus dem Mühlviertel ihre Erfolgsgeschichte

Fünfzig verschiedene Sorten Minze wachsen unter der Aufsicht von Kräuterbauer Johannes Bergsmann
© KarinWasner
Verdauungsfördernd, antibakteriell und entzündungshemmend: Die Tees aus Minze, Melisse, Brennnessel oder Salbei schmecken und tun unserer Gesundheit gut
© Karin Wasner
Die Produkte der Bergkräutergenossenschaft sind bio, naturrein und kommen ohne Aromastoffe aus
© KarinWasner
Ob frisch vom Feld oder getrocknet, Kräuter machen jede Küche aromatischer
© KarinWasner

„Auf meinen Feldern wachsen jedes Jahr 25 Millionen Tassen Tee.“ Johannes Bergsmann ist Kräuterbauer in zweiter Generation. Sein Betrieb steht in Hirschbach im Mühlkreis. Hier werden jährlich 140 Tonnen Kräuter zerkleinert, entstängelt und gesiebt. Sein Vater gehört zu den Pionier:innen, die vor über 35 Jahren von der Viehwirtschaft auf Kräuteranbau umstiegen. Mit Gleichgesinnten gründete er eine Genossenschaft, um naturreine Bio-Kräuter aus dem Mühlviertel zu verarbeiten und selbst zu vermarkten.

Die Nachfrage nach heimischen Kräutern und Gewürzen aus biologischem Anbau ist hoch wie nie. Wir trinken sie als Tee, würzen damit unser Essen und verwenden sie in Pflegeprodukten oder der Hausapotheke. Salbei bei Halsweh und Thymian bei Husten. Brennnessel und Melisse sind ideale Fastenbegleiter. Außerdem gehört der Hagebuttentee zum Herbst wie die bunten Blätter und der nervige Wind.

Die Anlagen der Bio-Bergkräutergenossenschaft laufen gerade auf Hochtouren. „Im Sommer wird geerntet und getrocknet, jetzt verarbeitet.“ Erst kürzlich haben die 105 Mitglieder 7,5 Millionen Euro in einen zweiten Standort investiert. Dort wird ein Entkeimungsverfahren zum Einsatz kommen, das es bisher nur in Deutschland gab. „Nachhaltige Landwirtschaft ist unsere Leidenschaft. Wir arbeiten jeden Tag daran, um unsere Abläufe, unsere Böden und unsere Kräuter zu verbessern.“

Vor zwölf Jahren hat Johannes Bergsmann die letzten Stallgebäude am Hof weggerissen. „Seit 26 Jahren bin ich Vegetarier. Kräuter passen einfach besser zu mir als Kühe!“ Er hat eine spezielle Trockenanlage ertüftelt und gebaut – eine der größten und energieeffizientesten Europas. Wo er arbeitet, duftet es nach Kaugummi und Zahnpasta. Minze ist sein Spezialgebiet, neben Brennnesseln, Grünhafer, Heu- und Ringelblumen. Auf 18 Hektar Feldern kultiviert er sieben Verkaufs- und fünfzig Versuchssorten. Ob nach Orange, Schoko oder Ananas – seine Minze aus dem Mühlviertel schmeckt und duftet nach der weiten Welt. „Wir arbeiten mit der Natur und miteinander“, zeigt sich Johannes Bergsmann vom Genossenschaftskonzept überzeugt. „Unser Bestreben ist, uns gegenseitig anzuspornen.“

Voriges Jahr hat die Genossenschaft ein neues Pilotprojekt gestartet: Mit wissenschaftlicher Begleitung pflanzten sechs Landwirt:innen die ersten Lavendelstöcke in die kargen, granithaltigen Böden. Bisher waren Länder wie Frankreich und Spanien für die Produktion der lila Blüten berühmt. Doch machen ihnen nun Klimawandel, Trockenheit und Schädlinge zu schaffen. So beginnt die Epoche des Mühlviertler Granit-Lavendels! An das raue Klima angepasst, soll er bald das neue Markenzeichen der Region werden. Wer ein Selfie in einem duftenden, lila Lavendelfeld machen will, fährt künftig also einfach ins Mühlviertel.

© Ludwig Pullirsch

TIPPS

www.kraeuter-bergsmann.at

Kräuterei

Im Shop in Hirschbach findet man Tees, Gewürze, Sirup, Öle und vieles mehr.
Thierberg 1
4192 Hirschbach
Mo bis Fr 8–17 Uhr

Bei Führungen kann man die Österreichische Bergkräutergenossenschaft näher kennenlernen.

www.bergkraeuter.at

Bergkräuterwanderweg

14,2 Kilometer Rundwanderweg rund um Hirschbach, vorbei an Kräuterfeldern, einem Kräuterlehrpfad und der Kräuterei.

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