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Wenn dir das Leben Yuzu gibt

complete Magazin 06/22

In Japan gilt sie als Nationalfrucht. Im Westen ist sie gerade der Inbegriff der Zutat, die so gut wie alles besser macht. Was aber macht die Yuzu so – so?

In Japan gilt die aus China stammende Yuzu als Nationalfrucht
© Istockphoto/Young777
Frucht mit Power: In einer Yuzu steckt drei Mal mehr Vitamin C als in einer Zitrone
© Shutterstock/kun7
Auch bei der traditionellen Wintersonnenwende, der Touji, spielt die Yuzu eine tragende Rolle
© Shutterstock/mTaira

Kennen Sie Kanye West? Dann wissen Sie, dass sich alles, was der US-amerikanische Rapper/Musikproduzent/Modedesigner und Ex-Mann von Kim Kardashian anfasst, in Gold verwandelt. Was er mit einer japanischen Zitrusfrucht zu tun hat? Im Februar besuchte er Berlins angesagtestes Sushi-Restaurant „Sticks’n’Sushi“ an der Potsdamer Straße und legte dort möglicherweise Hand ans Yuzu-Miso. Allein dies könnte den Hype um die unscheinbare gelbe Frucht weiter befeuern.

In Europa ist die Yuzu, die zwischen süß, säuerlich, bitter sowie Mandarine, Grapefruit und Zitrone changiert, bislang vor allem als Chichi-Zutat in der gehobenen Gastronomie bekannt. Mit ihrem exotischen Aroma haucht sie nicht nur Drinks und Speisen Extravaganz ein, sondern ist dank ihres unvergleichlichen ätherisch-fruchtigen Dufts auch ein Liebkind der Kosmetikindustrie. Was macht die Frucht, die aussieht wie eine zitronengelbe Mandarine, so plötzlich zum Tausendsassa?

Die Suche nach dem Ursprung des Kults um die Yuzu beginnt mit einer Überraschung: Die japanische Nationalfrucht stammt ursprünglich aus China und Tibet. Dort wurde der Hybrid aus Mandarine und der antiken Ichang-Papeda bereits vor mehr als tausend Jahren im Jangtse-Becken angebaut. Zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert begann ihr kulinarischer Siegeszug nach Japan und Korea. In Japan ist sie nicht nur wichtiger Bestandteil der Landesküche, sondern spielt auch eine Rolle in alten Ritualen: So wird in den kalten Nächten der Wintersonnenwende, der „Touji“, traditionell ein heißes, mit Yuzu-Scheiben bestücktes Bad genommen, um das geistige und körperliche Wohlbefinden zu steigern.

Auch in heimischen Bädern und Küchen ist die Yuzu inzwischen angekommen. Allerdings reist sie auf großem CO2-Fuß. Das liegt daran, dass selbst Biobetriebe wie der niederösterreichische Gemüsezustellpionier Adamah (www.adamah.at), einer der ganz wenigen, die hierzulande überhaupt Yuzu in Bioqualität anbieten, die Früchte aus Ländern wie Marokko bezieht.

Warum eigentlich? Der unprätentiöse Yuzu-Baum übersteht selbst kalte Temperaturen von bis zu -9° Celsius? Eine Frage, die man am besten dem Kärntner Zitrusfrucht-Guru Michael Ceron stellt (www.zitrusgarten.at). Er züchtet in seinem biozertifizierten Zitrus-Garten am Faaker See 283 verschiedene Zitrus-Sorten. Das Problem sei nicht die Temperatur, erfährt man: „Die Yuzu ist kein Apfelbaum, der bereits nach einem Jahr trägt“, erklärt Ceron. „Der Baum muss erst gut zehn Jahre reifen, ehe man ernten kann. Es gibt keine Altbestände in Spanien oder Italien wie bei anderen Zitrusfrüchten.“ Das mache die Massenproduktion von Yuzu aus lokaler, nachhaltiger Landwirtschaft zu einem teuren Spaß. Wer die Frucht aber als exotische Besonderheit genießen möchte, dem sei zum Kauf einer Bio-Yuzu-Topfpflanze geraten. Mit viel Geduld gibt Ihnen das Leben dann irgendwann eine Handvoll wunderbarer Yuzus, aus denen Sie Limonade machen können.

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