Skip to main content

Mach es wieder gut

complete Magazin 2024

Reparieren statt Wegwerfen als neuer Trend: Geld zurück bekommen mit dem Reperaturbonus und Geld sparen mit hippen Start-ups wie Repady oder Refurbed, die auch Umweltprojekte fördern.

 

Mit dem Reparaturbonus bekommen Privatpersonen bis zu 200 Euro für die Reparatur von elektrischen und elektronischen Geräten erstattet
© Shutterstock/Skylines
Peter Windischhofer, Kilian Kaminski und Jürgen Riedl, die Gründer von refurbed, machen aus Alt wieder so gut wie Neu
© refurbed
Thomas Bauer launcht mit der Onlineplattform repady ein „Airbnb fürs Reparieren“
© Repady
Nicht nur Handys und Laptops, sondern auch schicke Kaffeemaschinen kommen über den Onlinemarktplatz refurbed vollständig erneuert und mit neuer Garantie ins Haus
© refurbed

Sommersonne, Feiertag und schon sitzt Daniel am E-Bike. Dann wird es bitter: Der Akku macht keinen Mucks mehr. Statt am Rad die Donau entlang im Internet durch die Websites chinesischer Akkuanbieter. Muss das sein? Ja, aber der Preis, denkt sich Daniel. Dann schaut er doch noch auf Websites heimischer Betriebe. Ah, da bieten einige die Reparatur von Akkus an. Nur leider deutlich teurer, als ein neuer aus China kostet.

Moment, was? Reparaturbonus? Er bekommt einen Teil der Kosten rückerstattet? Kurze Rechnung, dann stellt er fest, mit dem Reparaturbonus kostet ihn die Reparatur nicht mehr als ein neuer chinesischer Akku.

„Ich bin dann nach Tulln zu einem Betrieb gefahren. Sie sind darauf spezialisiert, Akkus zu reparieren, und haben mir gezeigt, welche Zellen sie einbauen.“ Jetzt freut er sich über ein gutes Gefühl, umweltschutzmäßig, und fährt mit einem reparierten Akku im E-Bike.

Der Reparaturbonus bringt Geld

Der Reparaturbonus ist eine Förderaktion des Klimaschutzministeriums. Privatpersonen bekommen bis zu 200 Euro für die Reparatur von elektrischen und elektronischen Geräten erstattet. Insgesamt kann das Ministerium dafür 130 Millionen Euro aus Mitteln von „NextGenerationEU“ ausgeben.

„Ich habe nach ein paar Eingaben auf der Website www.reparaturbonus.at tatsächlich 200 Euro zurückbekommen“, erklärt Daniel. „Damit hat sich die Reparatur das Akkus finanziell ausgezahlt. Und er hat mich zur Reparatur motiviert, was letztlich zusätzliche Vorteile bringt. Ich weiß, was der Betrieb gemacht hat und wie er arbeitet. Ich kann dort vorbeischauen, außerdem gewährleistet er, dass das Teil auch funktioniert. Bei einer Onlinebestellung wäre einiges davon weggefallen.“

Ab September wird der Reparaturbonus nicht mehr nur elektrische und elektronische Geräte umfassen und bis 2025 verlängert. Auch bei Fahrrädern kann die Hälfte der Kosten, maximal 200 Euro, rückerstattet werden. Allerdings bleibt der Sportfachhandel davon ausgeschlossen. Man muss also erst im Web schauen, welches Fahrradgeschäft an der Reparaturbonusaktion teilnimmt.

Der „nicht elektrische“ Wiener Reparaturbon

Wien bietet einen eigenen Reparaturbon. Er gilt nicht für mit Strom betriebene Gegenstände, denn die fallen unter den Reparaturbonus. In Mitgliedsbetrieben des Wiener Reparaturnetzwerks kann man ihn bei Sportgeräten, Möbeln, Kleidung etc. beantragen. Man spart bis zu fünfzig Prozent der Kosten, maximal hundert Euro oder 55 Euro für die Erstellung eines Kostenvoranschlags, falls nicht repariert wird. Die teilnehmenden Betriebe findet man unter www.reparaturnetzwerk.at.

Hier geht es zum Bon

Reparieren als neuer Trend

Früher galt das Reparieren von kaputten Geräten als Selbstverständlichkeit. Dann kam die Obsoleszenz in die Industrie. Geräte erfüllen nach einer gewissen Zeit ihre Funktion nicht mehr und werden dann durch neue ersetzt. Reparieren? Machen wir nicht mehr. Das ändert sich nun wieder. Reparieren wird hip, auch dank Start-ups wie www.repady.at oder refurbed.de.

Der Gründer von Repady, Thomas Bauer, sagt: „Wir bauen die größte mobile Onlineplattform für Reparaturen im Haushalt auf. Viele nennen uns das ,Airbnb fürs Reparieren‘. Unser Ziel ist die weltweite Reparaturquote zu erhöhen. Durch Repady haben Menschen länger Freude an ihren Sachen, sparen Geld und tun Gutes für die Umwelt.“

Daniel hätte sich Zeit erspart, wenn er für seinen Akku gleich auf Repady gegangen wäre. Ein Foto davon mit dem Smartphone aufgenommen und auf Repady gestellt, hätte ihn zum passenden Betrieb gebracht. Der Reparaturmarktplatz Repady schlägt Helfende, Reparaturbetriebe und Firmen, die den Reparaturbonus anbieten, in der Umgebung vor. Man kann Firmen über deren Firmenprofile kontaktieren oder mit Helfenden im Chat kommunizieren. Kostenlos.

Fast sieben Millionen Bäume gepflanzt

Und dies seit 2017. Damals gründeten Kilian Kaminski, Peter Windischhofer und Jürgen Riedl refurbed.de. Es ist ein Onlinemarktplatz für vollständig erneuerte elektronische Geräte in bester Qualität und mit erneuter Garantie. Als günstige und ressourcenschonende Alternative zum Kauf eines Neugeräts. Seit damals haben sie 885 Tonnen Elektroschrott und 270.000 Tonnen CO2 eingespart – und eben Bäume gepflanzt, denn sie verstehen sich auch als Umweltschützer.

Zu ihrem Service sagt Kilian Kaminski: „Wir arbeiten mit spezialisierten Partnerunternehmen, die bis zu 5.000 Geräte pro Woche reparieren. Alle Geräte, die auf refurbed wiederverkauft werden, wurden von Spezialist:innen überholt. Software und Hardware wurden geprüft, wenn nötig auch Originalersatzteile eingebaut.“ Meistens müssen bei einem defekten Smartphone nur zwei von 150 Teilen ersetzt werden, damit es wieder funktioniert. Mit Garantie. Dabei werden weniger Ressourcen als bei der Herstellung eines Geräts verbraucht. Und die refurbed-Produkte sind um rund vierzig Prozent billiger.

Zur Kompensation seines Energieaufwands kooperiert refurbed mit Eden Projects, die passende Baumsorten in Nepal, Haiti und Madagaskar anpflanzen. Mittlerweile fast sieben Millionen Bäume.

© Apollonia Bitzan

TIPPS

Vom 10. bis 27. Oktober 2024 findet im Wiener MuseumsQuartier das re:pair Festival statt. Zum Thema Reparieren gibt es Modeschauen, Workshops und Ausstellungen.

Re-Use Austria, ein Verein zur Förderung der Wiederverwendung, sammelt Tipps, Termine und Adressen rund ums Thema Reparieren und listet unterschiedliche Reperaturcafés:

Ein Netzwerk von Reparaturprofis in Wien, die fast alles reparieren.

Ein Repair Café hilft beim Reparieren, zb das Repair Cafe Wien und sucht stets nach fachkundiger Unterstützung.

Bild: Repaircafé-Wien-Gründer Peter Erlebach

Sie haben Fragen zu unseren Services oder Produkten?

Besuchen Sie unsere umfangreichen FAQs.