Mit Glühwürmchen am Lagerfeuer
complete Magazin 08/22
Van-Life ist das neue Camping. Wir haben uns umgesehen, wie und wo der Campingtrip zum nachhaltigen Urlaubsvergnügen wird
Sharing is caring“, dachte Dirk Fehse, ein begeisterter Campingbus-Reisender, und gründete 2013 die Vermittlungsplattform „Paul Camper“ (paulcamper.at). Hier mietet man einen Van oder ein Wohnmobil von anderen Privatpersonen. „In Österreich werden rund 250 Wohnmobile geteilt“, erklärt er. 2021 verzeichnete die Sharing-Plattform 7.000 Mietnächte, europaweit waren es fast eine halbe Million. „Die Pandemie hat das Reiseverhalten nachhaltig verändert. Viele haben das freie und unabhängige Campen entdeckt.“ Als Mietobjekte stehen die Vehikel für ein paar Wochen Van-Life-Vergnügen nicht monatelang ungenutzt herum.
Auch die Zahl der verkauften Wohnmobile und Campingbusse sowie die der Nächtigungen auf Österreichs Campingplätzen stieg im vergangenen Jahr. Außerdem werden die Campinggelegenheiten mehr. 647 Campingplätze warten diesen Sommer auf Zelt- und Wohnmobil-Fans, 45 mehr als im Jahr davor. Sieben davon sind GreenCampings (GreenCampings.at). Sie setzen auf Nachhaltigkeit und erfüllen die strengen Kriterien des Österreichischen Umweltzeichens: sinnvolle Nutzung von Ressourcen, Vermeidung von Abfällen sowie Bodenversiegelung und Energieeffizienz.
„Die GreenCampings-Plätze sind familiengeführt“, sagt Klaus Aigner. „Jeder einzelne hat seine Schwerpunkte.“ Er betreibt mit seinem Vater Heinz Kaiser das Aktiv Camp Purgstall (topcamp.at) im Mostviertel am Erlauftalradweg. „Wir forcieren die Anreise mit Bahn oder Rad.“ E-Bikes und Fahrräder kann man sich ausborgen. Wer mit dem Wohnmobil kommt, kann es stehen lassen. „Wir wollen weg von den Plastikflaschen und unsere Gäste animieren, Produkte unserer Landwirte zu probieren.“ So soll ein Bauernladen mit praktischem Bezahlsystem die Camper:innen bald mit allem versorgen, was sie brauchen, ein Pfandsystem den Müll weiter reduzieren.
Heinz Kaiser hat 2014 die Interessensgemeinschaft GreenCampings gegründet, um Bewusstsein für nachhaltiges Camping zu schaffen und einander anzuspornen. „Ich koche jeden Tag selber für die Gäste. Heute gibt es Mostbratl mit Speidlkraut und Knödel, natürlich bio!“ Das Eis macht er selbst, die Becher sind essbar, die Löfferl aus Karton. Der Campingplatz ist eine grüne Oase mit einem Naturbadebiotop. Das teilt man mit Molchen und Fröschen. In Bäumen und Büschen lärmen die Amseln und nachts leuchten die Glühwürmchen über dem Lagerfeuer. Ein Blick in den Sternenhimmel lässt jeden Gelsenstich vergessen – glamouröses Camping, einfach Glamping.