Wo ist mein Geld am meisten wert? – Der UrlaubsEuro 2022
complete Magazin 06/22
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria, errechnet genau das Jahr für Jahr in seinem UrlaubsEuro
Obwohl für die Entscheidung, wohin der Sommerurlaub 2022 gehen soll, dieses Jahr auch von Überlegungen rund um die Entwicklung der Pandemie und um die aktuellen geopolitischen Krisen beeinflusst wird, fragen sich viele Urlauber:innen gerade zu Zeiten starker Inflation und stark gestiegener Energiepreise, wo sie noch am meisten für ihren Euro bekommen.
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria, errechnet genau das Jahr für Jahr in seinem UrlaubsEuro. card complete hatte die Chance mit ihm darüber zu sprechen.
Herr Bruckbauer, wo ist denn nun mein übers Jahr hinweg hart verdienter Euro noch am meisten wert?
SB: Unter den wichtigsten Urlaubsdestinationen der Österreicher bekommt man weiterhin in der Türkei, in Ungarn und Kroatien am meisten für seinen UrlaubsEuro. Unter den beliebtesten Urlaubsdestinationen kann ein Urlauber aus Österreich auch in Portugal, Griechenland, Slowenien und Spanien mehr für seinen UrlaubsEuro erwarten als zu Hause. In vielen Ländern Ost- und Südosteuropas ist der UrlaubsEuro weiterhin deutlich mehr wert als in Österreich, allen voran in Bulgarien, Rumänien und Polen. In der Türkei, wo in der Vergangenheit der UrlaubsEuro am meisten wert war, bekommt man heuer aufgrund der hohen Inflation jedoch weniger als im Vorjahr.
Und wo muss man als Urlauber seinen UrlaubsEuro eher zweimal umdrehen?
SB: In den besonders für Städtereisen beliebten Urlaubsdestinationen dürften Urlauber aus Österreich heuer einem höheren Preisniveau als zu Hause gegenüberstehen, so etwa im Vereinigten Königreich, Frankreich, Schweden und den USA. Übersee ist im Vergleich zu 2021 durchschnittlich rund 5 Prozent teurer geworden. Dabei spielt neben der unterschiedlichen Preisentwicklung auch die Wechselkursentwicklung eine Rolle beim Wertvergleich für den UrlaubsEuro. So waren dafür neben dem schwächeren Euro auch die höheren Preissteigerungen verantwortlich. Aufgrund der Aufwertung des Schweizer Frankens seit 2021 führte die niedrige Inflation in der Schweiz nicht zu einem höheren Wert des UrlaubsEuros im Vergleich zu 2021, damit bleibt die Schweiz unter den beliebten Urlaubsdestinationen weiterhin eindeutig die teuerste Urlaubsdestination für Herrn und Frau Österreicher. Trotz niedriger Inflation in den letzten Jahren sorgt die Aufwertung in der Schweiz weiter dafür, dass der UrlaubsEuro dort bei rund ¾ des Wertes in Österreich liegt, was seinem langjährigen Durchschnitt entspricht. Noch nie, seit es Wertvergleiche gibt, war der UrlaubsEuro in der Schweiz mehr wert als in Österreich.
Haben der schwache Euro und die hohe Inflation den Urlaub überhaupt teurer gemacht?
SB: In einer Gesamtsicht hat sich gegenüber dem Sommer 2021 beim UrlaubsEuro eine Senkung ergeben, denn in vielen wichtigen Urlaubsländern der Österreicher war der Preisanstieg etwa gleich wie in Österreich, aber die Abwertung des Euro speziell gegenüber Überseedestinationen macht sich in einer Reduktion des UrlaubsEuros im Ausland bemerkbar. Der UrlaubsEuro im Ausland hat aufgrund der Abwertung des Euro an Wert verloren und damit, trotz gestiegener Preise, ist der UrlaubsEuro im Inland relativ mehr wert geworden. Relativ, denn noch immer liegt der UrlaubsEuro im Durchschnitt im Ausland um 18 Prozent über seinem Wert im Inland.
Herr Bruckbauer, vielen Dank für das Gespräch!